Text: Esther Sambale
Gemeinsam Zukunft pflanzen
Der indonesische Forstgenetiker Professor Iskandar Siregar setzt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit – in der Forschung und im Austausch mit Akteurinnen und Akteuren aus Politik und Wirtschaft.
Am liebsten ist Iskandar Siregar über Nacht im Regenwald. „Wenn ich dort morgens aufwache und die Laute von Gibbons, den Ruf des Rhinozerosvogels und andere Tiergeräusche höre, bin ich immer wieder beeindruckt. Solche Momente zeigen, wie wichtig ein intaktes Ökosystem ist. Unsere Regenwälder sind durch Schädigung und Abholzung bedroht. Wir müssen sie wieder herstellen – im Sinne der Natur und als Lebensgrundlage für die Bevölkerung“, sagt der indonesische Professor für Forstgenetik und Vizerektor für internationale Verbindungen, Zusammenarbeit und Alumni der Agrarwissenschaftlichen Hochschule IPB Bogor. Mit seiner Forschung will er genetische Vielfalt erhalten und heimische Baumarten resilienter machen.
Es war seine Neugier, die ihn letztlich in die Wissenschaft führte: „Ich kannte das Forstwesen in Westjava von meinem Vater, der Förster war, aber ich wollte wissen, wie Forstwirtschaft anderswo betrieben wird.“ Für seinen Master ging er nach Neuseeland an die University of Canterbury, für seine Promotion als DAAD-Stipendiat von 1996 bis 2000 an die Universität Göttingen. „Das Erste, was mein Doktorvater Professor Hans Hattemer zu mir sagte, war ‚Danke, dass Sie da sind! Danke, dass Sie Forstgenetik studieren!‘ Das hat mein akademisches Denken geprägt. Jeder, der sich für unser Feld interessiert, ist willkommen.“
In Göttingen lernte Siregar auch das interdisziplinäre Arbeiten schätzen. Etwa im Rahmen eines DFG-Forschungsprojekts, bei dem mehr als 160 Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen die Folgen der Umwandlung von Wald in Agrarflächen in Tiefland-Regenwaldgebieten untersuchten. „Biodiversitätsverlust und Klimawandel sind komplexe Probleme. Wir brauchen Menschen aus allen Disziplinen, die an Lösungen arbeiten“, sagt Siregar. Als Initiator der Indonesischen Gesellschaft für Arboristik ist er mit politischen Entscheidungsträgern sowie Akteurinnen und Akteuren aus Stadtplanung und Wirtschaft im Austausch. „Wir haben etwa erreicht, einheitliche Standards für die Baumrisikobewertung in Großstädten zu formulieren.“
Was Siregar zudem wichtig ist: „Indonesien ist einer der größten Biodiversitäts-Hotspots der Welt, es gibt noch so viel zu entdecken. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz oder mobile DNA-Sequenzierung, mit der wir direkt im Regenwald arbeiten können, haben unsere Arbeit beschleunigt, doch unsere Kapazitäten sind begrenzt. Wir brauchen dringend Nachwuchs.“ Er möchte jungen Forschenden den Weg in die Forstgenetik eröffnen. Sie sind die Zukunft seines Feldes – und der indonesischen Regenwälder. —