Zuerst ist es nur ein Raunen, wenn der Wind durch die Bäume streift. In der Ferne quaken Frösche, ein Vogel ruft sehnsuchtsvoll. Dann prasselt der Regen los, kraftvoll auf das Blätterdach des Amazonasregenwaldes, in dem der Komponist Ludger Kisters Mikrofone ausgelegt und unter Wasser montiert hat. Die Aufnahmen, die die faszinierende Biodiversität des bedrohten Ökosystems wiedergeben, hat Kisters in seiner Arbeit „Der Atem des Waldes – Klangspuren vom Amazonas“ als elektroakustische 5.1-Surround-Komposition verarbeitet.
„Die Musik, die ich komponiere, ist eigentlich für jeden zugänglich, da sie Menschen direkt anspricht und mit Naturklängen und Atmosphären arbeitet“, sagt Kisters. Ein möglichst gutes Soundsystem, aber vor allem Ruhe beim Zuhören seien die einzigen Voraussetzungen.
Es waren das Aufbaustudium in Elektroakustischer Komposition beim Installationskünstler Robin Minard an der Musikhochschule Weimar, die Bücher des Klangforschers Raymond Murray Schafer, der den Begriff der „Soundscapes“ prägte und in seine Kompositionen Vogelgezwitscher, Autolärm und Schritte im Schnee aufnahm, aber auch ein prägender Aufenthalt in Neuseeland mit Kontakt zur Musik der indigenen Bevölkerung der Māori, die Kisters Weg in seine heutige Musik bereiteten – und mit einem frühen Interesse zusammenfielen: „Ich beschäftigte mich schon als Kind viel mit der Natur und wollte Biologie studieren und Naturforscher werden. Naturklänge aufzunehmen und daraus Musik zu komponieren, ließ die beiden Interessenbereiche zusammenfließen.“