Vogelgezwitscher. Ein sanftes Rauschen in den Baumwipfeln. Satte Grüntöne und der aromatische Duft von Harz. Mit jedem Schritt schwindet der Stress, der Puls wird ruhiger. Waldbaden gilt als alternative Therapie gegen Bluthochdruck oder Stoffwechselerkrankungen – und hat sich in den letzten Jahren zu einem Trend nicht nur in Deutschland entwickelt.
„Die Idee dazu stammt aus Japan und ist mit der ältesten japanischen Religion, dem Shintoismus, verknüpft“, sagt DAAD-Alumnus Josko Kozic, Gastforscher am Nanzan Institute for Religion and Culture in Nagoya sowie an der Sophia-Universität in Tokyo. „Zertifizierte Guides führen die Menschen zu den schönsten Plätzen und zeigen ihnen, wie sie den Wald mit all ihren Sinnen erfassen und ,Shinrin Yoku‘, das Waldbaden, erleben können.“
Kozic selbst recherchiert für seine Promotion an der Universität Heidelberg zu Shugendo, einer japanischen Religion aus dem 14. Jahrhundert, die ebenfalls eng mit dem Waldbaden verbunden ist. „Das Bergasketentum, wie es auf Deutsch genannt wird, kombiniert asketische Übungen, Rituale und Meditation mit der unmittelbaren Erfahrung der Natur“, erklärt er. Shugendo-Anhänger und -Anhängerinnen glauben, dass die Natur eine spirituelle Kraft besitzt, die durch körperliche und geistige Disziplin erlebbar wird. „Es ist eine sehr unmittelbare, tiefgehende Praxis, die aktuell eine Renaissance erfährt und immer mehr Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen anspricht“, sagt Josko Kozic. —