In Aktion

Wissenschaft als Lebensaufgabe

Dr. Laura Salazar erforscht im Amazonasgebiet in Ecuador die Auswirkungen des Klimawandels an Farnen.

Ausgabe 1 | 2025

Text: Karen Naundorf

Laura Salazar braucht keinen Wecker. „Ich höre die Vögel“, sagt sie. Es ist der Gesang der Krähenstirnvögel, die vor ihrem Haus nisten. Salazar lebt in Tena, am Rand des ecuadorianischen Regenwaldes. „Hier zu leben, ist wie im Paradies zu sein“, erklärt Salazar, die schon als Kind Forscherin werden wollte. Doch ihr Vater war dagegen, aus Sorge, sie könne keinen Job finden. Heimlich bewarb sie sich um einen Studienkredit, setzte sich durch, und studierte Biologie an der Päpstlichen Katholischen Universität von Ecuador in Quito. Im wissenschaftlichen Herbarium der Universität tauchte Salazar in die Welt der Pflanzen ein – und wählte ihren Forschungsschwerpunkt: Farne. „Farne haben zwei Lebensphasen: Die, die wir als die eigentliche Pflanze kennen, die Sporophyten. Und eine, bei der sie nur millimetergroß und komplett unscheinbar sind, das Prothallium“, erklärt Salazar. „Das faszinierte mich und ich wollte mehr wissen!“

Farne schaffen es, in sehr unterschiedlichen Habitaten zu überleben und haben eine lange evolutionäre Geschichte: Es gab sie schon zu Zeiten der Dinosaurier; sie haben diese überlebt. Für ihre Promotion maß Laura Salazar über drei Jahre hinweg insgesamt 17.000 Pflanzen aus, in verschiedenen Höhenlagen von 500 bis 4.000 Metern, um mehr über Anpassungsfähigkeit und Herausforderungen zu erfahren. „Im Tiefland sind sie anfällig für Trockenheit, in der Höhe für durch den Klimawandel steigende Temperaturen“, erklärt sie.

Mit einem DAAD-Stipendium ging sie 2009 bis 2012 an die Universität Göttingen; die Erfahrung begleitet sie bis heute. Zum einen, weil diese Zeit den Grundstein für spätere Forschungskooperationen legte. Zum anderen, weil es ihr wissenschaftliches Arbeiten prägte: „In den wöchent­lichen Seminaren des Fachbereichs stellten wir Promovierenden und Lehrenden unsere Forschungsfortschritte vor und erhielten wertvolles Feedback. Diesem Vorgehen versuche ich bis heute zu folgen.“ Als DAAD-Botschafterin ermutigt sie ihre Studierenden, sich um ein Stipendium zu ­bewerben: „Man wird dadurch Teil eines großartigen Netzwerks, die Verbindung bricht nie ab.“

Heute forscht Salazar an der Regionalen Universität Ikiam im Amazonasgebiet. Sie untersucht Waldstücke zwischen Naturschutzgebieten, die als ökologische Korridore dienen und Wanderung, Ausbreitung und den Austausch von Wildtieren und Pflanzenarten ermöglichen. Und sie plant neue Versuche: „Wir wollen sehen, welche Farne sich an Trockenheit anpassen können und wie.“ Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind auch im Amazonasgebiet deutlich zu spüren und Farne reagieren besonders empfindlich auf Trockenperioden. „Ohne ausreichende Feuchtigkeit können sie sich nicht fortpflanzen.“

Mit Stolz erfüllt sie das Umweltbewusstsein ihres zehnjährigen Sohnes. Er hat kürzlich seinen ersten eigenen Rap geschrieben – über Wald und Widerstand: „Wir werden für Amazonien kämpfen. Für ein Zuhause ohne Bergbau. (…) Komm, wir beschützen dieses Land, wenn wir es nicht tun, ist es bald verloren.“ —