In Aktion - Kompakt

„Hoffnung für die ­Zukunft entwickeln“

„Unverarbeitete Traumata können von einer ­Generation auf die nächste übertragen werden“, sagt Professor Jan Ilhan Kizilhan, Leiter des ­Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung

Ausgabe 1 | 2022

„Unverarbeitete Traumata können von einer ­Generation auf die nächste übertragen werden“, sagt Professor Jan Ilhan Kizilhan, Leiter des ­Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung am Standort Villingen-Schwenningen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). „Die Erinnerungskultur spielt in der Therapie dieser sogenannten transgenerationalen Traumata daher eine wichtige Rolle.“ Vor 15 Jahren führte sein Institut im nordirakischen Dohuk die Transkulturelle Traumapädagogik ein und half Menschen in den Geflüchtetencamps, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. „Der Aufbau einer psychosozialen Versorgungsstruktur für die Bevölkerung erscheint angesichts der Vielzahl an historischen, traumatisierenden Ereignissen und den weitreichenden Auswirkungen auf die Lebensqualität besonders dringend“, so Kizilhan. Seit 2017 richtete er an der Universität Dohuk das vom DAAD geförderte Institut für Psychotherapie und Psychotraumatologie (IPP) ein und bildet dort Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aus. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die in den Geflüchtetenlagern von Dohuk unter den Folgen schwerer physischer und sexueller Gewalt leiden. „Auch autobiografische Erinnerungen, die allgemein eher als persönliche Angelegenheit angesehen werden, haben Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung und das kulturelle ­Gedächtnis einer Gruppe“, so Kizilhan. In der Behandlung psychisch schwer erkrankter ­Menschen helfe es, die Vergangenheit zu ver­stehen. „Und daraus Hoffnung für die Zukunft zu entwickeln.“ —