Auf ein Wort

Unterstützung für die Ukraine

DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee über historische Verantwortung für die Ukraine und den Einsatz für den freien akademischen Austausch.

Ausgabe 1 | 2022

So schrecklich gegenwärtig der Krieg in der Ukraine ist: Er ist auch ein Kampf um die Historie. Der völkerrechtswidrige russische Angriff stützt sich unter anderem auf eine fatale Fehldeutung der Geschichte. Die vom Kreml propagierten Kriegsziele reichen von der Vertreibung angeblicher Nazis bis zum Anknüpfen an alte sowjetische Größe. Dabei wird aber die historisch gewachsene Eigenständigkeit der Ukraine ignoriert. Dieser Krieg in Europa erinnert uns mahnend daran, wie wichtig ein wacher Blick auf den Lauf der Geschichte ist. Den „postsowjetischen Raum“ haben wir aus westeuropäischer Perspektive lange Zeit zu sehr als eine Einheit betrachtet und dabei oft unnötig auf Russland verengt.

Der DAAD hat nach dem russischen Angriff direkt und unmissverständlich klargemacht, dass seine Solidarität der Ukraine gilt. Mit zahlreichen konkreten Maßnahmen stehen wir an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer, um ihnen trotz Krieg und Vertreibung wissenschaftlichen Austausch und Perspektive zu ermög­lichen.

„Der Lauf der Geschichte fordert unser Engagement: Wir wollen es für die Zukunft einer freien Ukraine leisten.“

Selbst angesichts katastrophaler Umstände bleibt es Aufgabe der Wissenschaft, sich für den offenen, forschenden Blick einzusetzen. Im März hat das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen einen Policy Talk zum Thema „Science Diplomacy in Kriegszeiten: Was tun für die Ukraine, wie weiter mit Belarus und Russland?“ organisiert. Wir verlieren Belarus und Russland nicht aus dem Blick und hoffen in beiden Ländern auf die Kraft von Wissenschaft und Zivilgesellschaft, auch wenn derzeit an einen Austausch wie vor Kriegsbeginn nicht zu denken ist.

Wir wollen denjenigen Unterstützung bieten, die diese aktuell besonders benötigen. Der DAAD hat das Hilde Domin-Programm explizit für geflüchtete Studierende aus der Ukraine und Russland ausgeweitet. Das bereits 2017 gestartete Programm zur Unterstützung der Internationalisierung ukrainischer Hochschulen flexibilisieren wir, damit geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer von bestehenden Projekten profitieren können.

„Wir wollen denjenigen Unterstützung bieten, die diese aktuell besonders benötigen.“

Mit der neuen vom BMBF geförderten Programmlinie Ukraine digital: Studienerfolg in Krisenzeiten sichern unterstützen wir deutsche Hochschulen in Zusammenarbeit mit ukrainischen Partnerorganisationen dabei, ein digitales Lehrangebot zu machen, um Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in und aus der Ukraine eine Perspektive für die Fortführung ihrer akademischen Laufbahn zu geben. Zur Beratung und Orientierung ukrainischer Studierender und Forschender haben wir die Nationale Akademische Kontaktstelle Ukraine eingerichtet und das Programm Integra wird für die Integration von studierfähigen internationalen Geflüchteten aus der Ukraine ins Fachstudium ausgeweitet. Der Lauf der Geschichte fordert unser Engagement: Wir wollen es für die Zukunft einer freien Ukraine und einer freien Wissenschaft leisten. –