Im Austausch

Antworten auf drängende Fragen

Globale Herausforderungen gemeinsam bewältigen: Der DAAD fördert Globale Zentren in Afrika, Asien und Lateinamerika. Zwei Forschende geben Einblick in ihre Arbeit.

Ausgabe 2 | 2022

Protokolle: Miriam Hoffmeyer

Antworten zu finden auf globale Gesundheitsfragen und auf die größte Gefahr für Sicherheit auf dieser Welt: die Klimakrise. Das sind nach den Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Aufgaben der Globalen Zentren für Gesundheit und Klima, die durch den DAAD gefördert werden. An jeweils vier Zentren in den Bereichen Gesundheit und Pandemievorsorge sowie Klima und Umwelt entwickeln Forschende aus Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika gemeinsam Lösungsansätze zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Dazu gehören zum Beispiel innovative landwirtschaftliche Methoden oder neue Therapien und Impfstoffe. Die Zentren stärken zudem Kapazitäten in Forschung und Lehre im Globalen Süden und ermöglichen den Ausbau globaler Netzwerke.

Die erste Fachkonferenz für die Globalen Zentren, deren Eröffnungsrede Baerbock hielt, fand am 6. und 7. September 2022 in Berlin statt. 150 Projektbeteiligte und Geförderte aus aller Welt hatten die Möglichkeit zum Austausch untereinander sowie mit Förderinnen und Förderern und Entscheiderinnen und Entscheidern aus der Politik. In Paneldiskussionen, Keynotes, Posterpräsentationen und Workshops gaben die Zentren Einblicke in spezifische Fachthemen und diskutierten strategische Fragen zu Science Diplomacy und Praxistransfer.

Sawsan Abdul-Jalil

„Trotz ihrer immensen Bedeutung werden ­Ökosystemleistungen in herkömmlichen Wirtschaftsmodellen nicht erfasst. Dass Insekten Pflanzen bestäuben oder der Mensch sich in der Natur erholen kann, ist schwer als Marktwert zu beziffern. Für meine Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin untersuche ich seit März 2022 die Auswirkungen des Klimawandels auf Weideland in Jordanien und baue dabei Ökosystemleistungen in das Allgemeine Gleichgewichtsmodell ein. Meine Forschung ist Teil des DAAD-geförderten Globalen Zentrums für Klima und Umwelt Regional Centre for Sustain­able Adaptation to Global Change in the Middle East – kurz SAGE-Centre. Es hat seinen Sitz in den Palästinensischen Gebieten, umfasst aber auch Forschung in Jordanien und eine deutsch-israelische Forschungskooperation.

Obwohl Sudan über große natürliche Ressourcen verfügt, ist mein Herkunftsland arm. Dieser Widerspruch hat mich früh beschäftigt. Nach dem Bachelorabschluss in Wirtschaftswissenschaft wurde ich Dozentin an der Universität von Khartum. Mit einem DAAD-Master­stipendium habe ich 2015/2016 International and Development Economics an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin studiert. Im Anschluss habe ich ein Praktikum bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn und in Accra gemacht. Es war eine tolle Erfahrung, meine Kenntnisse in der Praxis anwenden zu können. 2018, nach der Revolution gegen das Militärregime, bekam Sudan eine neue Regierung. Ich habe als Beraterin des Finanzministers in Khartum und bei der Weltbank gearbeitet. 2021 hat das Militär wieder die Macht im Land übernommen.

Was mir am Herzen liegt, ist die Sudanese Women Economists Association (SWEA), die ich 2020 mitgegründet habe. Zunächst war SWEA als reines Netzwerk für Ökonominnen gedacht. Dann hatten wir die Idee, Weiterbildungen in Entwicklungspolitik und Public Policy anzubieten. Inzwischen haben wir schon zwei Weiterbildungsrunden erfolgreich abgeschlossen.“

Cao Le Chi

„Ich möchte das Leben der Menschen in Vietnam verbessern. Darum habe ich in meiner Heimatstadt Hue Medizin studiert. Nach meinem Abschluss 2016 an der Hue University of Medicine and Pharmacy (HUMP) arbeitete ich als Dozent in der Abteilung für Parasitologie. Dort sehe ich auch meine berufliche Zukunft. Im Rahmen des gemeinsamen Masterprogramms Biotechnologie der HUMP und der Universität Sassari verbrachte ich ein Jahr in Italien. Dort habe ich gelernt, wie man Parasiten in vitro züchtet, und auch andere neue Techniken kennengelernt. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Parasiten Trichomonas vaginalis beschäftigt, dem Erreger einer nicht nur in Vietnam weitverbreiteten, sexuell übertragbaren Krankheit. Dass ich jetzt am Globalen Zentrum für Gesundheit und Pandemievorsorge PAN ASEAN Coalition for Epidemic and Outbreak Preparedness (PACE-UP) mitarbeiten kann, sehe ich als tolle Chance, eine klinische Forschungskarriere auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten aufzubauen.

PACE-UP zielt darauf, Krankheitserreger tierischen Ursprungs bei Haus- und Wildtieren zu identifizieren und auf molekularer Ebene zu charakterisieren. Auf dieser Basis lässt sich ihre Gefährlichkeit für Menschen besser einschätzen. Seit Januar 2022 bin ich als Vollzeitdoktorand in Experimenteller Medizin an der Universität Tübingen eingeschrieben. Im Institut für Tropenmedizin arbeite ich mit internationalen Studierenden und Forschenden zusammen. Nach der Laborarbeit verbringen wir oft unsere Freizeit miteinander, zum Beispiel beim Fußballspielen. Derzeit untersuche ich das Hepatitis-E-Virus, um die genetische Vielfalt der Arten, Virulenzmuster und Dynamiken besser zu verstehen. Nach Abschluss meiner Doktorarbeit werde ich nach Vietnam zurückkehren. Ich hoffe, dass meine Arbeit dazu beiträgt, dass das öffentliche Gesundheitssystem die Bevölkerung noch besser vor Krankheitserregern mit epidemischem Potenzial schützen kann.“ –