Die überwältigende Mehrheit der Deutschen sucht im Wald Erholung, treibt Sport oder genießt schlicht das stille Beobachten von Flora und Fauna. Das besondere Klima des Waldes begünstigt das. Extreme Temperaturen – ob im heißen Sommer oder im frostigen Winter – werden durch die dichte Vegetation abgemildert. Die Luft ist feuchter, die Winde sind schwächer. Regen prasselt nicht ungebremst auf den Boden, sondern trifft sanft auf eine mit Laub bedeckte Oberfläche, wodurch das Wasser langsam einsickern kann. Erosion durch Wind und Wasser bleibt aus.
Oft erkennt man den wahren Wert des Waldes jedoch erst, wenn er fehlt. Warum versiegen plötzlich die Quellen? Warum wird fruchtbarer Boden abgetragen? Weshalb fehlt es an Brenn- und Bauholz? Warum erscheint die sommerliche Hitze unerträglich?
Nach dem ausgehenden Mittelalter war der deutsche Wald nahezu verschwunden. Die zunehmenden Bedürfnisse des Alltags und der wachsende wirtschaftliche Druck raubten ihm seine Regenerationskraft. Weiträumige Rodungen zur Schaffung von Ackerflächen, intensiver Eintrieb von Rindern, Schweinen, Ziegen und Schafen in den Wald sowie die Nutzung von Bauholz, Feuerholz und Holzkohle trugen zum Niedergang bei. Der Bergbau – etwa im Erzgebirge, im Harz und in den Salzregionen Nordwestdeutschlands – war ohne stetigen Holznachschub nicht denkbar. Weitere Eingriffe wie die Streunutzung zur Düngung, Aschbrennerei für Seife und Glas sowie die Verwendung von Eichenrinde zur Gerbung führten letztlich zur großflächigen Entwaldung.
Mit dem Wald verschwand auch der Oberboden: Er wurde weggeschwemmt oder verwehte. Was blieb, war oft bloßer Fels – unbrauchbar für Landwirtschaft und kaum wieder zu begrünen. Auch das Klima veränderte sich lokal spürbar. Ohne die kühlende Wirkung des Waldes waren Böden der ungeschützten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Trockenheit, Hitze und periodischer Wassermangel wurden zur Belastung für Mensch und Natur. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kulminierten diese Entwicklungen in Hungersnöten und einer Welle der Auswanderung – besonders betroffen: Norddeutschland mit seinen ausgezehrten Sandböden und instabilen Binnendünen.
Dabei hatte man auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands schon ab etwa 1680 damit begonnen, den Wald aktiv zu schützen. Historische Nutzungsrechte wurden aufgehoben, erste Forstleute ausgebildet, Forstverwaltungen geschaffen. Wald- und Forstgesetze wurden erlassen, die Nutzung wurde reguliert, Ödländer wurden aufgeforstet. Der Weg war lang, der Erfolg nicht sofort sichtbar. Weitere Länder sollten erst viel später nachfolgen. Doch mit der Zeit setzte sich eine neue Haltung durch: Sensibilität für Waldthemen und tiefe Sorge um seinen drohenden Verlust prägten das öffentliche Bewusstsein.
Ein Aufschrei ging durch die Welt, als im Juli 1980 der Bericht „Global 2000“ dem damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter übergeben wurde. Das Werk zeichnete ein eindringliches Bild zur Entwicklung von Bevölkerung, Wasser, Klima und Wald im globalen Maßstab. Besonders die prognostizierte Vernichtung artenreicher tropischer Wälder wirkte wie ein Weckruf.