In Aktion

Forschen zwischen Wald und Weltall

Mit Satellitenbildern und Lasertechnik erforscht Professor Cornelius Senf Veränderungen in europäischen Wäldern. Erfahren Sie mehr in diesem Artikel sowie im Video der DAAD-Videoreihe „Science in a Nutshell“.

Ausgabe 1 | 2025

Text: Esther Sambale

Wenn Cornelius Senf zwischen Lärchen und Zirbelkiefern im Wald des Nationalparks Berchtesgaden steht, hat er alles im Blick. „Per Laserscanner erstellen wir detaillierte 3D-Modelle des Waldes“, sagt der Professor für Erdbeobachtung an der School of Life Sciences der Technischen Universität München. Gleichzeitig nehmen Satellitensensoren aus dem Weltall in mehr als 800 Kilometern Höhe Bilder im Nahinfrarotbereich auf und zeigen, an welchen Stellen es sich um gesunde oder absterbende Vegetation handelt. „Um zu verstehen, was sich in Wäldern verändert, verbinden wir diese Komponenten“, sagt Senf. Die Stärke seiner Forschung: „Wir erfassen Wälder in ganz Europa und greifen auf Bilder und Daten zurück, die teils von Spionagesatelliten aus den 1960er-Jahren und Umweltsatelliten aus den 1980er-Jahren stammen. So können wir die Entwicklung sämtlicher Wälder vergleichen und das über viele Jahrzehnte hinweg.“

Dass ihn sein wissenschaftlicher Weg eines Tages in die Wälder Europas führen würde, überrascht Senf im Rückblick selbst. „Als Kind und Jugendlicher war ich vor allem im Wald, um Mountainbike zu fahren. Ich interessierte mich aber sehr für Computer und Fotografie. Letztendlich nichts anderes als das, was ich heute mache – nur die Bilder sind ein wenig komplexer geworden.“

Senf promovierte in Geografie, doch für seine Postdoc-Phase suchte er eine Forschungsgruppe, „die etwas ganz anderes machte als ich und deren Arbeit ich durch meine Fähigkeiten ergänzen konnte“. 2016 ging er als Stipendiat im Rahmen des DAAD-Förderprogramms Postdoctoral Researchers International Mobility Experience (PRIME) nach Wien ans Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (BOKU). „Ohne diesen Aufenthalt und die inspirierende Zusammenarbeit mit dem Forstwissenschaftler Rupert Seidl hätte ich mein jetziges Forschungsfeld nicht gefunden und wäre heute kein Professor“, sagt Senf. Gemeinsam analysierten sie die Entwicklung der Baumsterblichkeit europäischer Wälder zwischen 1984 und 2016. „Als erste in Europa brachten wir den statistischen Beweis, dass das sogenannte Baumsterben zunimmt und der Klimawandel sowie veränderte Landnutzung wahrscheinliche Ursachen dafür sind.“

Seine Ergebnisse werden etwa in der Bio­diversitätsforschung oder in der Planung von Schutzgebieten genutzt. Zudem arbeitet Senf mit der Europäischen Kommission zusammen, die seine Daten für ein europäisches Wald­monitoring nutzen will. „Um eine Situation zu verbessern, muss man erst einmal verstehen, was genau passiert“, so Senf. „Dafür liefern wir belastbare Zahlen und Datenprodukte, die andere verwenden können, um das Ökosystem Wald resilienter zu machen.“ —

Erfahren Sie mehr in der DAAD-Video­reihe „Science in a Nutshell“